Von der Angst

(Gruppenausstellung im Rahmen der Ausstellungsreihe "Krieg, Angst, Kosmos, Liebe", Kunstverein Berlin-Tiergarten / Galerie Nord, 2006)

Mit: Gabriela Albergaria, Sheila Barcik, Constanze Fischbeck / Sascha Bunge ("Glücksgott Sarajevo"), Berit Hummel, Mario Pfeifer / Christian Naujoks & Rico Gerbl

Kurator: Ralf F. Hartmann



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Von der Angst

Polizisten und Sicherheitskräfte im Nachkriegs-Sarajevo, eine junge Frau in der Großstadt Bangkok, bodenlose Figuren auf endlosen Wasserflächen, nächtliche Waldwege und Signalfarben im Unterholz.

Der Philosoph Martin Heidegger hat am Beginn des 20. Jahrhunderts Angst als eine existentielle Grundbefindlichkeit des Menschen charakterisiert, die im Gegensatz zur Furcht weniger auf ein gefährdendes Subjekt hinweist, als vielmehr die grundsätzliche Existenz des Subjekts in Frage stellt. Aufbauend auf Schellings Begriff von den "Schrecken der objektiven Welt" und Kierkegaards Einschätzung der Angst als vom Menschen selbst produzierte "Möglichkeit der Freiheit" schrieb er 1929: "Wovor die Angst sich ängstet, ist das In-der-Welt-Sein selbst".

Wesentlicher Ansatzpunkt der Ausstellung `Von der Angst´ ist deshalb die Analyse ihrer Bedingungen, bei denen es sowohl um das Verhältnis zwischen Individuum und sozialem Raum als auch um jenes zwischen subjektiver Empfindung und kollektiver Struktur geht. Die Beiträge thematisieren nicht nur psychische Kategorien des Phänomens Angst, sondern sondieren unterschiedliche Lebensräume und –situationen, in denen soziale, ökonomische und politische Sicherheitskonzepte zwar konstituierend sind, individuelle Gefühle von Angst aber dennoch zum täglichen Erfahrungsspektrum gehören. Dabei geht es weniger um die Frage, was Angst ist, als vielmehr um eine Analyse der sozialen Bedingungen, unter denen subjektive Erfahrungen von Isolation, Ohnmacht und Angst entstehen und ihrer entsprechenden Repräsentation in der Kunst.

Ralf F. Hartmann, Kurator