(Sascha Bunge und Constanze Fischbeck, 2004, HAU 1 – Festival 100°)
Mit: Uwe Preuss
Stimmen und Gesichter: Stephan Behrmann, Olga Bendik, Sascha Bunge, Steffen Bunge, Wolf Bunge, Sydneide Goncalves Cipriano, Lorenz Claussen, Ku`ulei Miura Fahling, Constanze Fischbeck, Johannes Fischbeck, Christoph Frenz, Stephan Gärtner, Christine Gülland, Annett Günther, Karl-Heinz Haase, Katharina Hauck, Katrin Heinrich, Matthias Hering, Takako Kondo, Rose Kupfer, Moritz Müller, Magdalena Musial, Bodo Niemann, Cornelia Prill, Kate Rumler, Wolfhard Schulze, Jo Siska, Gisa Stoll, Susanne Wagner, Lars Weber, Kay Zimt
Konzeption und Text: Sascha Bunge
Raum, Kamera und Schnitt : Constanze Fischbeck
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DER GLÜCKSGOTT TRITT AUF.
Wer heimlich gegen die Abmachung verstößt, einander keinen Schaden zuzufügen und voneinander nicht geschädigt zu werden, der darf nicht darauf rechnen, dass er der Strafe entgeht, selbst wenn er für den Augenblick tausendmal unentdeckt bleibt. Denn es ist durchaus ungewiß, ob seine Tat bis zu seinem Tode verborgen bleibt. Ihr dürft das, was ihr habt, nicht entwerten durch das Verlangen nach dem, was ihr nicht habt, sondern müsst bedenken, dass auch eure jetzige Habe euch einmal als etwas Wünschenswertes erschienen ist.
Und wenn ich nun erkläre, dass die Freude das Ziel des Lebens ist, dann meine ich damit nicht die Lüste der Schlemmer noch die Lüste, die im Genießen selbst liegen. Ich verstehe unter Freude: keine körperlichen Schmerzen zu erleiden und in der Seele Frieden zu haben. Denn nicht häufige Trinkgelage und festliches Schmausen, auch nicht der Verkehr mit schönen Knaben und Frauen, noch der Genuß von leckeren Fischen und was sonst eine üppige Tafel bietet, schafft ein freudvolles Leben. Freude schafft vielmehr nüchternes Überlegen, das die Ursachen alles Verlangens und Meidens aufspürt und den leeren Glauben austreibt, aus dem die größte Verirrung der Seelen entspringt.
Ihr seid ein einziges Mal geboren, zwei Mal geboren zu werden, ist nicht möglich; eine ganze Ewigkeit hindurch werdet ihr nicht mehr sein dürfen. Also müsst ihr versuchen, den nächsten Tag immer besser zu gestalten als den vorherigen, solange ihr auf dem Wege seid; seid ihr dann ans Ziel gelangt, sollt ihr glücklich und zufrieden sein. Aber auch die Bedürfnislosigkeit hat ihre Grenzen; wer sie nicht beachtet, verfällt in einen ähnlichen Fehler wie jener, der seine Bedürfnisse ins Maßlose steigert.
Wer in sich selber Frieden hat, schafft weder sich noch anderen Unruhe. Mehr Bodenhaftung in eurem Land! Mehr Bodenhaftung!
Ich bin der Glücksgott. Ihr braucht mich nicht, um mich zu brauchen, sondern um die Zuversicht zu haben, dass ihr mich brauchen könnt. Aber ihr braucht euch nicht um mich zu kümmern.
Ein Apfel.
Ich werde euch diesen Apfel zum Geschenk machen, weil ihr arm seid. Es soll euch an nichts fehlen.
Sascha Bunge nach Epikur