(Rauminstallation von Sascha Bunge und Constanze Fischbeck, 2001, Freie Kammerspiele Magdeburg - im Rahmen des Spektakels „Narrenfrei“)
Stimmen und Gesichter: Marcel Aderhold, Stephan Behrmann, Sascha Bunge, Thomas Dehler, Constanze Fischbeck, Axel Gärtner, Christine Gülland, Beatrix Grude, Katharina Hauck, Enrique Keil, Lars Nickel, Alexander Schumann, Susanne Silverio, Andrea Ummenberger, Kay Wuschek
Konzeption: Sascha Bunge und Constanze Fischbeck
Text: Sascha Bunge und Stephan Behrmann
Raum: Constanze Fischbeck
Kamera: Lars Nickel
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Ein zur Melancholie neigender Polizeibeamter sitzt an einem Frühlingsabend in seiner Wachstube und resümiert die im Laufe des Tages eingegangenen Anzeigen. Ernüchtert und frustriert von den Ereignissen, die ihn zum bloßen Protokollanten und Verwalter von Regelverstößen und Vergehen degradieren, wünscht er sich, die Zustände in seiner Stadt anders als mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verbessern zu können. Angewidert von den Ereignissen, die im Halbschlaf an ihm vorüberziehen, verwandelt er sich in einen „Engel mit versengtem Flügel, von der Erde kommen, die von Kriegen zerfleischt wird“ (Heiner Müller). Er wird zu einer mythologischen Figur, die eine andere mythologische Figur aufstört, den Glücksgott, der, ebenfalls Melancholiker, als Gottheit in der Lage ist, Gutes zu schaffen, ohne sich dabei zu beschmutzen. Von nun an streift er durch die Stadt Magdeburg und berichtet über seine Versuche, Ordnung und Sauberkeit in die Lebensverhältnisse der Menschen zu bringen. Er ist zum Scheitern verurteilt, da die Menschen seine Ratschläge nicht annehmen.
Ausgangspunkt für die Arbeit waren Auszüge aus Polizeiprotokollen des Reviers Magdeburg-Mitte, die ein breites Spektrum polizeilicher Arbeit abbildeten: Kleinstdelikte, Verkehrsvergehen, Drogendelikte bis hin zum Kapitalverbrechen eines Raubmordes. Der Hauptanteil der verwendeten Fälle war für einen Außenstehenden scheinbar unspektakulär, was der täglichen Arbeit der Beamten entspricht. Damit konfrontiert wurden Videoporträts von Delinquenten, die über diese Fälle jeweils aus der eigenen Perspektive berichten. Zum Teil handelte es sich um Geständnisse und Selbstbezichtigungen, zum anderen um Meldungen, Anzeigen und Denunziationen. GLÜCKSGOTT MAGDEBURG war eine temporäre Rauminstallation in einem ehemaligen Konsumgeschäft gegenüber dem Gebäude der Freien Kammerspiele innerhalb von Magdeburgs Polizeirevier Mitte. Der Laden wurde von außen zum Polizeirevier 37 umgestaltet. Der Eindruck war täuschend echt. Bewohner fragten nach den Öffnungszeiten. Der Ausstellungsbesuch suggerierte den nächtlichen Aufenthalt in einem Polizeirevier.