Der Hexenhammer

(Sascha Bunge, 2004, eine Produktion der Bühne Wittenberg im Amtsgericht Wittenberg)

Mit: Frank Roder und Katharina Spiering (im Video)

Regie: Sascha Bunge

Raum: Silvio Wiesener

Video: Constanze Fischbeck

Produktion: Kirsten Wiegand

Presse: Mitteldeutsche Zeitung, Junge Welt, Volksstimme



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Ich bin so etwas wie ein Hirte in aussichtslosen Zeiten.

Sie weigern sich nachzugeben. Doch mit jeder Frage, die ich Ihnen stelle, verziehen sie Ihre Miene im Schmerz, Ihr Zorn wird zur Verwirrung, zu Furcht und Verzweiflung. Sie befinden sich in einem Zustand des Schocks, Ihr Herz flattert. Die Folgen der ununterbrochenen Befragung machen sich bemerkbar. Ihr Kopf zuckt zurück vor dem Haß, der Ihnen entgegenschlägt. Sie sind müde. Der entscheidende Augenblick ist nahe, ich beobachte Sie, warte auf den Zusammenbruch. Ich muß Ihre Qual (noch) verlängern. Ich gehe auf Sie zu, bleibe lange stehen, lege meine Hand auf Ihre Schultern, sanft, väterlich, grabe meine Finger in Ihr Fleisch. Grausam, aber wirkungsvoll - jemand, der unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt ist, ist extrem verletzlich und verwirrt. "Gestehe!", hören Sie mich sagen.

Sie schütteln ihren Kopf so heftig, dass die Tränen von Ihrem Gesicht spritzen und rufen: "Lieber würde ich wie ein Hund am Hals gehenkt werden, als länger mit Euch zu sprechen."

Da bleibt mir nur ein Ausweg, Sie der Folter zu übergeben. Ich führe die Inquisition in camera, unter Ausschluß der Öffentlichkeit, durch. Sie wissen, daß Sie keinerlei Mitleid zu erwarten haben, da ich dieses Gefühl nicht kenne. Ich brauche sieben Tage, um Ihren Willen mit trickreichen Fragen und falschen Berichten zu brechen. Jeder Wille, der von seiner Unschuld überzeugt ist oder sich in seine Schuld verbohrt, wird nach der unmenschlichen Prozedur körperlicher Folter letztlich gebrochen und zu einem Geständnis bewegt. Tränen helfen unbedingt. Tränen unterstützen den Schmerz, sie sind ein Erregungsmittel. Wenn Sie also leugnen, dann werden Sie weiter befragt werden.

Sascha Bunge