(Sascha Bunge nach Peter Ensikat, 2001, Thalia Theater Halle/S.)
Mit: Axel Gärtner, Peter Härtwig / Rolf Kanies, Andrea Ummenberger
Regie: Sascha Bunge
Bühnenbild und Kostüme: Moritz Müller
Dramaturgie: Cornelia Nitzschke
Fotos: Ralf Kiermeyer
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WIE DAS MÄRCHEN WEITERGING.
UND FREI VON ALLER LAST SPRANG ER NUN FORT, BIS ER DAHEIM BEI DEN SEINEN WAR. Doch zu Hause angekommen, merkte Hans bald, daß in der Familie sich vieles geändert hatte und nichts mehr war wie früher. Statt sich zu freuen, daß nach sieben Jahren Abwesenheit der Bruder endlich wieder da ist, fing bereits am dritten Tag nach seiner Rückkehr die jüngste der beiden Schwestern an zu sticheln und fragte ihn am Mittagstisch im Beisein aller, ob er aus der weiten Welt wirklich nicht mehr mitgebracht hatte als eine schöne Geschichte und einen knurrenden Magen und ob es ihm nicht ein bißchen leid täte um den Klumpen Gold, den er sich so mir-nichts-dir-nichts hatte wegnehmen lassen. Zwei Tage später versetzte ihn auch die ältere Schwester in Erstaunen, als sie ihn kurz vor dem Schlafengehen fragte, wann er denn nun endlich die Ohrringe herausrücken wolle, die er aus der Fremde mitbringen wollte und wie laut das Schwein gequiekt hätte, als er es gegen die Ziege eingetauscht hatte. Hans, der schon als Kind ein unverbesserlicher Träumer war und davon ausging, auch im Elternhaus wird man ihn bald verstehen, nahm sich vor, die Sticheleien der Schwestern einfach zu überhören und die gute Laune sich nicht nehmen zu lassen. – Aber als eine Woche später seine Eltern zum Pflügen aufs Feld fahren wollten und er dem Vater beim Anspannen der Kuh helfen mußte, sich dabei aber eines der Tiere losriß und mit erhobenem Schwanz Richtung Stall lief, hörte Hans, wie der Vater, während er wütend auf das Tier einschlug, leise fluchte, daß das nicht passiert wäre, hätte Hans wenigstens das Pferd behalten, und da begriff er, daß er in diesem Haus nichts mehr verloren hat, ließ die Wagendeichsel los, ging auf sein Zimmer, packte den Koffer und verließ wenige Minuten später das Haus und wurde seitdem nie wieder gesehen.
Lothar Trolle