Macht Nichts

(Sascha Bunge nach Michael Ende, 2006, Theater an der Parkaue, Uraufführung)

Mit: Helmut Geffke, Manfred Struck und Danielle Schneider (im Video)

Regie: Sascha Bunge

Bühnenbild und Kostüme: Angelika Wedde

Dramaturgie: Kristina Stang

Fotos: Christian Brachwitz

Presse: Berliner Zeitung, Tagesspiegel

Die Inszenierung gastierte im März 2011 am Theater an der Ruhr Mülheim.



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Ich würde vorschlagen, zwischen zweierlei Philosophen zu unterscheiden: zwischen der Spezies der Heiler - Philosophen und der der Mediziner - Philosophen. Die ersteren sind voller Mitleid und ineffektiv, die letzteren sind effektiv und ohne Erbarmen. Die ersteren können nichts Stichhaltiges vorweisen, um die menschliche Angst in Schranken zu halten, verfügen aber über eine Reihe falscher Beruhigungsmittel, mit denen die Angst mehr oder weniger lang eingeschläfert werden kann, d.h. mit denen die Menschen zwar nicht geheilt werden können, die aber ausreichen, um sie, so würde ich sagen, dahinvegetieren zu lassen. Die letzteren verfügen über das wahre Heilmittel und den einzigen Impfstoff (d.h. die Verabreichung der Wahrheit), doch dieser ist so stark, daß, obwohl er gelegentlich gesunden Naturen aufhilft, seine zweite und überwiegende Wirkung die ist, schwache Naturen endgültig niederzuwerfen. ...

Die Lust, dem Nächsten zu schaden, die gefühlsmäßig häufig der anderen Lust, nämlich sich selbst eine Freude zu bereiten, vorgezogen wird, entspringt möglicherweise der gleichen Vergötzung der Gewißheit: dem vagen Gefühl, daß der andere ganz gewiß Unlust empfinden wird, während man sich der Freude, die man möglicherweise selbst empfinden wird, nie ganz sicher sein kann.

Clement Rosset